
01 / 06 / 2022 in Karrierewelt
Remote Work im Ausland! Kann das wirklich funktionieren?
Immer mehr Kandidaten und Mitarbeiter wünschen sich von ihren Arbeitgebern mehr Flexibilität, wenn es um die Wahl ihres Arbeitsortes geht. Diese Flexibilität wollen vielen nutzen, um neben den eigenen 4 Wänden, auch im Ausland zu arbeiten. Ob das längerfristige Arbeiten im Ausland funktioniert und welche Möglichkeiten die Zukunft im Bereich Remote Work bringen wird, habe ich mir in Spanien genauer angesehen.
„Remote Work“ liefert bei einer Google-Suchanfrage ungefähr 2.080.000.000 Ergebnisse in 0,89 Sekunden. Der Begriff ist uns spätestens seit der Pandemie ein Begriff und bedeutete ortsunabhängiges Arbeiten. Vor allem durch Corona ermöglichen heute immer mehr Arbeitgeber ihren Mitarbeitern die Möglichkeit remote zu arbeiten. In vielen europäischen Ländern sind seit dem Ausbruch der Pandemie die remote Arbeitsplätze um das Fünffache oder mehr gestiegen. Das ortsunabhängiges Arbeiten auch dann funktionieren kann, wenn Corona kaum mehr eine Rolle spielt, habe ich mir in den vergangenen Wochen in Spanien angesehen. Meine Erfahrungen und einen Blick in die remote Arbeitswelt, teile ich hier.
Kurz zur mir:
Ich bin Verena und seit 2018 bei KERN im Marketing mit Fokus auf Online- und Social-Media-Marketing tätig. In diesem Jahr habe ich mir den Traum vom mehrmonatigen Aufenthalt in Spanien erfüllt. Im April habe ich mich in ein Flugzeug gesetzt und bin wenig später in Malaga gelandet. Dort habe ich den ersten Monat verbracht und seit ca. 4 Wochen bin ich nun in Valencia. Meine Teamkollegen und unser Office habe ich seit April nur mehr digital gesehen. Für mich hat das "Experiment" Remote Work ausgezeichnet funktioniert. So gut, dass ich jetzt sogar noch etwas verlängert habe ;)
Remote Work für mehr Mitarbeitermotivation
Arbeiten in einer ungewohnten Umgebung, zu Fuß oder mit dem Rad Strand und Meer erreichen und die tägliche Portion Vitamin D haben mich regelrecht beflügelt. Ich bin unglaublich motiviert. Tatsächlich gab es noch keinen Tag, der nicht großartig war und ganz nebenbei fühle ich mich auch noch wahnsinnig erholt. Alles ohne einen Tag Urlaub! Für mich persönlich ist das Arbeiten im Ausland, da wo andere Urlaub machen, eine großartige Erfahrung. Ich konnte nicht nur eine neue Kultur kennenlernen, sondern auch mein persönliches Netzwerk erweitern und jede Menge spannende Gedanken und Ideen mitnehmen. Eine Erfahrung, die ich keinesfalls missen möchte und für die ich wahnsinnig dankbar bin.
Arbeiten im Coworking-Space
Das Arbeiten in Spanien funktioniert für mich ohne Probleme, weil ich in Malaga sowie in Valencia in einem Coworking-Space eingemietet bin. So bin ich in einem gewohnten Büro-Umfeld und habe die Möglichkeit Arbeit und Freizeit ganz klar zu trennen. Durch den täglichen Gang ins Office habe ich auch sehr schnell eine Struktur in meinen neuen Alltag gebracht. Beide Coworking-Spaces waren überraschenderweise äußerst ruhig. Fokussiertem Arbeiten steht hier absolut nichts im Wege. Wahrscheinlich gerade deshalb, weil so viele unterschiedliche Personen, mit unterschiedlichen Jobs zusammenarbeiten. Hier nimmt jeder Rücksicht auf den anderen. Meetings, Telefonate, Videocalls oder auch mal der Kaffee zwischendurch, werden in die dafür vorgesehenen Räumlichkeiten verlegt. Um die "neue Kollegen" vom Coworking-Space kennenzulernen gibt es zahlreiche unterschiedliche Events, die direkt in den Büroräumlichkeiten oder auf den Rooftop-Terrassen (herrlich!) veranstaltet werden und sich perfekt zum Netzwerken eignen.

Neues Umfeld, neue Menschen, neue Erfahrungen
Insbesondere bei den Veranstaltungen wird viel Wert auf Erfahrungs- und Wissensaustausch der Teilnehmenden gelegt. Das hat mir die Möglichkeit gegeben, nicht nur neue Menschen aus New York, Lyon, Utah, Chicago, Berlin, Frankfurt oder Irland kennenzulernen, sondern einige davon auch direkt bei kleineren beruflichen Herausforderungen zu unterstützen. Das motiviert mich und freut mein Gegenüber, weil es in den meisten Fällen etwas Neues lernen konnte. In den anschließenden gemeinsamen Mittagspausen tauscht man sich dann über andere Kulturen, Jobs und Unternehmen aus. Die Frage „How do you like it here?“ können Ansässige wie Durchreisende mit einem klaren „It's awesome. I would really like to stay longer.“ beantworten. Tatsächlich spürt man bei allen die ähnlich positiven Vibes, von denen ich zu Beginn bereits gesprochen habe.
Ortsunabhängiges Arbeiten vor allem in der Digitalwirtschaft
Remote Work ist allerding nur bedingt in jeder Branche und jedem Job möglich. Vorreiter sind vor allem die digitalen Berufe. Insbesondere in der IT ist das neue Arbeitsmodell schon längst angekommen. Egal ob iOS-Entwickler, Data Analyst oder Software-Tester, auch ich habe überwiegend IT-Fachkräfte in den Coworking-Spaces oder im Spanisch-Kurs getroffen. Dass Remote Work für viele Unternehmen künftig funktionieren muss, zeigen der Wandel am Kandidatenmarkt und der Fachkräftemangel ganz klar. Insbesondere Millennials und die Gen Z erwarten von vielen Arbeitgebern die Möglichkeit, ihren Arbeitsort flexibel wählen zu können. Unternehmen, die diesen Schritt wagen, heben sich damit im deutschsprachigen Raum aktuell noch deutlich aus der Masse hervor. Diese Veränderung bietet allerdings nicht nur Vorteile für Mitarbeiter, sondern gibt Unternehmen die Chance, dem heimischen Fachkräftemangel entgegenzuwirken und internationale Experten ins Team zu holen!
Herausforderungen für Unternehmen
Während Remote Work für Mitarbeiter ein echtes Zuckerl ist, haben HR-Verantwortliche und Führungskräfte gerade bei der Einführung des neuen Arbeitsmodells meist wenig Zuckerschlecken. Das Aufnehmen von Remote Work im bestehenden Betrieb ist sicherlich ein längerer Prozess mit einigen Fallstricken. Hier stellen sich zahlreiche Fragen, die vorab ausführlich geklärt werden müssen. Von der Verfügbarkeit des Teams über mehrere Zeitzonen hinweg, zum funktionierendem Online-Projektmanagementtool, bis hin zu Fragen rund um vertragliche Veränderungen, Steuerpflicht und Sozialversicherung.
Ein Blick in die Zukunft
Wie viele Unternehmen bereits auf Remote Work setzen, wird uns bewusst, sobald wir Google Jobs nach „remote Jobs“ fragen. Zu den Arbeitgebern zählen allerdings schon längst nicht mehr nur die großen Player wie amazon, GitHub oder Buffer. Die Welt stellt sich zunehmend auf mehr Digitale Nomaden ein. Eigene Visa für digitale Nomaden, Coworking-Spaces an jeder Ecke des Globus und neue, spannende Konzepte, welche Remote Work noch einfacher machen, bestätigen das. Zu letzterem gehört auch das Unternehmen worlk. Das junge Start-Up bietet quasi ein „Austausch-Programm“ für Unternehmen an. So kann Mitarbeiter b beim Unternehmen A am anderen Ende der Welt arbeiten. Und Mitarbeiter a im Gegenzug dafür in der Firma B am Schreibtisch von Mitarbeiter b. Das ermöglicht Firmen einen einfachen und unkomplizierten Austausch von Wissen und Know-how. Und ihre Mitarbeiter können im Land ihrer Wahl außerhalb der gewohnten Strukturen neue Orte entdecken und sich einen langersehnten Traum erfüllen. Das trägt nicht nur zum Wachstum persönlicher und fachlicher Skills bei, sondern fördert auch die Mitarbeiterzufriedenheit.
Remote Work ist mit Sicherheit ein fixer Bestandteil unserer künftigen Arbeitswelt. Vor allem in der IT, anderen digitalen Branchen und überall dort, wo der Kandidatenmarkt danach verlangt. Firmen, die beim Thema Homeoffice noch immer Bauchschmerzen bekommen, müssen sich vorsehen. Denn in der Zwischenzeit preschen internationale Unternehmen wie beispielsweise Airbnb vor und verkünden 100 % Remote Work für alle Mitarbeiter. Damit sind sie nicht nur ein weiterer digitaler Vorreiter, sondern auch mit einer Nachrichtenmeldung zum Wunscharbeitgeber für viele geworden. Aufgrund dieser Entscheidung wurde die Karriereseite des Unternehmens in nur wenigen Stunden 800.000-mal aufgerufen! Wenn das kein Anstoß zum Umdenken ist …