14 / 07 / 2021 in Fokus Technik & IT
Leidenschaft und Motivation: Als Frau in der Mechatronik
âIch hatte keine sehr guten Noten in Mathe und hasste lernenâ, erzĂ€hlt die heutige Entwicklerin, im Bereich Hardware/Elektrotechnik, Verena Slawik. Warum sie sich als einziges MĂ€dchen bereits in der Mittelschule fĂŒr die Technik entschieden hat und welchen Herausforderungen sie sich von der Ausbildung als KFZ-Mechatronikerin bis hin zur Jobsuche mit abgeschlossenen Mechatronik-Bachelor stellen musste, erzĂ€hlt die Technikerin in unserem Interview.
Den ersten Schritt in Richtung Technik hat Verena Slawik bereits sehr bald gemacht, als sie sich nach der 6. Klasse fĂŒr eine Spezialisierung entscheiden musste. Zur Auswahl stand Wirtschaft oder Technik. Trotz nur durchschnittlichen Noten in Mathe, fiel die Entscheidung rasch auf den technischen Zweig. âWirtschaft und Sprachen waren nicht meine Leidenschaft, dafĂŒr hatte ich einfach kein Interesseâ, erzĂ€hlt die 28-JĂ€hrige. Dass sie die Ausbildung zur KFZ-Mechatronikerin machen wird, ergab sich fĂŒr Verena erst nach verschiedenen Praktika in WerkstĂ€tten. âIch kam zwar jeden Tag mit einem schwarzen Gesicht nachhause, dafĂŒr aber mit einem LĂ€cheln ĂŒber das ganze Gesicht. Ich musste wie alle anderen anpacken und das ist genau mein Ding!â so Verena.
Welchen Herausforderungen standest du als junge Frau im Laufe deiner technischen Ausbildungen gegenĂŒber?
Bevor ich mit meiner Ausbildung in der Werkstatt beginnen konnte, war es schon eine kleine Herausforderung ĂŒberhaupt einen geeigneten Ausbildungsplatz zu finden. Denn wenn eine AusbildungsstĂ€tte MĂ€dchen annimmt, muss sie ĂŒber separate SanitĂ€reinrichtungen und UmkleiderĂ€ume verfĂŒgen. Kleine WerkstĂ€tten hatten diese Möglichkeiten meist nicht.
Ein Knackpunkt in der Werkstatt war fĂŒr mich aber, dass mir Kunden und Kollegen immer dreimal mehr auf die Finger gesehen haben. Gerade als junge Frau in einer MĂ€nnerwelt wird man schnell in eine Schublade gesteckt. Man gehört zwar ins Team und zur Firma, aber man ist immer etwas Besonderes. Und das wollte ich ja nie sein.
Herausgestochen bist du nicht nur als Frau in einer MÀnnerdomÀne, sondern auch weil du Klassenbeste warst und mit 19 zweitbeste KFZ-Mechatronikerin in Ausbildung wurdest. Warum zÀhlst du zu den Besten?
Ich glaube, weil ich von Anfang an mit Begeisterung und Leidenschaft dabei war und nach wie vor bin. Die Auszeichnung habe ich auch gewonnen, weil ich durch meine Ausbildung fachlich sehr breit aufgestellt war. Ich konnte gut schrauben und war gut in der elektrischen Fehlerdiagnose. Wir mussten zum Beispiel einen Massefehler feststellen. Das muss man schon im GefĂŒhl haben. Aber sowas liegt mir und das kann ich gut.
Nach deiner abgeschlossenen Ausbildung als KFZ-Mechatronikerin, hast du dich entschlossen noch mal einen anderen Weg zu gehen.
Genau. Ich habe einfach gemerkt, dass ich mehr kann und mich weiterbilden will. In meiner Ausbildungswerkstatt war das leider nicht möglich. Deshalb habe ich mich entschlossen, noch einmal die Schulbank zu drĂŒcken und mein technisches Fachabitur nachzuholen. Und dass, obwohl ich lernen gehasst habe (lacht). Bei der Ausbildung war fĂŒr mich alles leicht, weil ich eine Leidenschaft dafĂŒr hatte. Wenn es darum geht etwas âauswendig zu lernenâ, war ich ziemlich faul zu Beginn, da es mir nicht leichtfiel. Also habe ich mein Fachabitur in zwei Jahren Vollzeit nachgeholt. Ich musste mich allerdings schon nach dem ersten Jahr fĂŒr ein duales Mechatronik-Studium bewerben. Nach einem strengen Auswahlverfahren und einem StudierfĂ€higkeitstest wurde ich schlieĂlich bei der SKF Schweinfurt fĂŒr das Bachelor-Mechatronik-Studium genommen.
Mit deinem abgeschlossenen Bachelor in Mechatronik war es fĂŒr dich erstaunlicherweise anfangs schwierig einen Job zu finden. Warum?
Nach meinem Studium habe ich beschlossen in die Niederlande zu gehen, denn die Jobs in Deutschland haben mich nicht begeistert. Dort angekommen musste ich allerdings einige RĂŒckschlĂ€ge hinnehmen. Mechatronik ist so in den Niederlanden nicht bekannt â hier ist man entweder Maschinenbauer oder Elektrotechniker. Es war fĂŒr mich eigentlich unvorstellbar, dass man keinen Job fĂŒr eine Mechatronikerin hatte. Nach langem Suchen wurde ich dann ĂŒber LinkedIn mit einer Recruiterin von Oceaneering AGV Systems vernetzt, wo ich einen Job in der Servicestelle fĂŒr deutsche Kunden angenommen habe.
Nach 1,5 Jahren hat es dich dann doch nach Ăsterreich zur BRP-Rotax verschlagen. Was bereitet dir heute die gröĂte Freude in deinem Job?
Dass ich endlich angekommen bin. Bei BRP-Rotax kann ich meine Ausbildung und mein Studium verbinden. Ich bin in der Motorenentwicklung und das ist mein Traumjob. Klar, ich habe jetzt einen BĂŒrojob. Aber ich bin auch drauĂen an den PrĂŒfstĂ€nden. Ich habe Material in der Hand und kann basteln. Ich mache auch einige Versuchsaufbauten zur ĂberprĂŒfung von Bauteilen. Und diese Kombination finde ich top. Das passt ungemein zu mir.
Wie sich die einstige âMĂ€nnerdomĂ€neâ Mechatronik verĂ€ndert hat und warum der Karriereweg âTechnikâ gerade fĂŒr Frauen viele Chancen birgt, erzĂ€hlt Verena Slawik im zweiten Interview-Teil im August!